TV89 gewinnt das Spiel um die Vorherrschaft auf der Schlotwiese gegen den SSV mit 4 : 1 – Je zwei Treffer von Mavinga und Eisentraut – Grantsanlis hält Elfmeter – Rot für A. Murati vom SSV (42.)

So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere (Lukas Podolski)

9° C. – Sonnenschein, der Rasen des TV89 liegt von Regen gesättigt holprig und schwer. Die Gastgeber in den Trikots von Inter Mailand, der SSV in denen von Lazio Rom. Hauptsache Italien möchte man meinen, wie seinerzeit schon Andi Möller skandierte. Okay, die Frage war Mailand oder Madrid. Aber heute kann sich Andi beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, so etwas jemals gesagt zu haben. Er würde es zugeben, wenn er sich noch erinnern könnte. Klar, warum auch nicht?

Anpfiff. Mit einem Anflug von Selbstironie zeigt der TV89, wer hier Herr im Hause ist. Nicht wie gänzlich verkrampfte Hauptdarsteller in einer albernen Klamotte. Ein Sinnbild hierfür ist Eugen Weimer, der mit vollem Einsatz und kampfbeatontem Spiel seinen Gegnern den Schneid abkauft, der immer ein Tick ehrgeiziger, einen Tick schneller ist und in der Mitte den immer einen Tick ehrgeizigeren und schnelleren Enes Korkmaz findet. So deutet sich eine mögliche Führung der Heimmannschaft bereits in den ersten Minuten an. Aber erst einmal haben ein Gewehr und dann schießen, wie man so schön sagt. Wie zuletzt in Mühlhausen zieht Zenturio Volker Braun die gegnerischen Legionen alleine auf sich und macht so Platz für Sergio Mavinga. Sergio, der so vor dem gegnerischen Tor auftaucht, wie es ein Urmel aus dem Eis oder wie der Seppl bei Petrosilius Zwackelmann. Sergio spielt einen langen Doppelpass raus nach außen zu Marco Bardaro, der in den Torraum flach zu ihm zurück flankt. Look at me. So geht das. Sergio Mavinga mit dem 1 : 0 (13.)

Jetzt folgt, was beim Tennis Return heißt. Einen Fernschuss kann TV Keeper Angelos Grantsanlis nicht festhalten, der auf den freien Ball stürmende SSV-ler wird elfmeterreif zu Boden geraspelt, der Schiedsrichter zeigt auf den Punkt. Aber Ange macht seinen Fehler gleich wieder gut. Den scharf neben den linken Pfosten geschossenen Ball Memo Kuzus fischt er raus. Der Nachschuss geht über das Tor. Es bleibt bei der Führung der Gastgeber. Nach einer halben Stunde wieder ein Angriff über rechts. Geht über links nix, dann eben über rechts. Der seit Wochen konstant starke Impulsgeber Diar Shammak flankt auf den Kopf von Enes Korkmaz. Dieser legt die Kugel zurück auf den wieder goldrichtig lauernden Sergio Mavinga. Sergio schiebt schön und sacht, der Gast entsetzt, der TV lacht 2 : 0 (28.) Enes Korkmaz trifft per Kopf freistehend vor dem Tor den gegnerischen Keeper (32.) Kurz vor dem Seitenwechsel grätscht Ex – TV89 Spieler Amel Murati im Mittelfeld seitwärts und trifft wohl nicht den Ball. Der Referee zeigt rot. Dunkelgelb hätte es wohl auch getan.

Nach dem Seitenwechsel macht der TV89 mehr

Mit einem Mann weniger beschränken sich die Aktionen des Schlotwiesen - Nachbarn auf das Lauern von Konterchancen. Die Defensive um Kapitän Sven Amtmann und mit einem wieder vorbildlich agierenden und dirigierenden Sechser Nikolaos Balsios, lässt nix und weniger zu. Im Mittelfeld stören die langen Stecken Davor Biljeskovics und ersticken im Anflug aufkeimende Hoffnung wie ein Zentner Sand eine Streichholzflamme erstickt. Der TV89 erspielt sich weitere Möglichkeiten, aber es ergibt sich nichts zählbares, so wie emotionale Intelligenz auch nicht zählbar ist. Gerade intellektuell Höchstbegabte neigen ja vielfach dazu, sich eher unterkühlt zu verhalten. Diese Spieler stellt der Trainer meistens in die Defensive. Aber auch in der Offensive kühlt sich alles ab, wird es schattig, wie auf der Haupttribühne, weil die Sonne hinter den Bäumen verschwindet.

Neue Besen kehren gut, denkt sich vielleicht Trainerfuchs Bernd Häcker und nimmt den gefährlichen Sergio raus, um ihn für die Champions League am Mittwoch zu schonen. Nico Garziella sorgt für noch frischeren Wind, wie es mit fortschreitender Zeit immer frischere Temperaturen gibt. Ebenso bringt Maxi Eisentraut, der für Davor Biljekovic kommt, eine neue Eiszeit und Starre ins Gesicht des Gasttrainers. Sein 3 : 0 per Kopf nach Freistoß Eugen Weimer (75.) sorgt für die Vorentscheidung.

Der Unparteiische verweist eine Viertelstunde vor Schluss die ihn nervende Südtribühne hinter die Seitenlinie. Es vergeht eine gute Stunde bis die 8000 Fans endlich die rechte Absperrung passiert haben. Ganz verwaist ist es nun hinter dem Tor der Gäste. Da, wo wir einst so schön sangen, ist es nun trist und leer. Auch das noch. Ein fulminanter Schuss aus 30 Metern in den Winkel bringt für den SSV den Ehrentreffer 3 : 1 (82.). Aber Maxi Eisentraut bleibt es kurz vor Schluss vorbehalten, den wohl links am Tor vorbeigehenden Schuss Nico Garziellas, noch ins Netz zu spitzeln 4 : 1 (89.) Das Team heute hat sich den Sieg redlich verdient. Die Formkurve zeigt steil bergauf. Wäre Fußball Judo, so sollte der SC aus Stammheim, sich auf unseren Uki Otoshi vorbereiten. Shakka!

Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – Bardaro, Scharpfenecker, S. Amtmann, Weimer – Balsios, Biljeskovic (Eisentraut), Shammak (Bömann), Korkmaz – Braun, Mavinga (Garziella)

In eigener Sache: Vielen Dank für die tollen Fotos unseres Fototeams. Die Kameras wurden käuflich erworben bei Foto Hilt. Mit dem Mikro ganz auf Du und Du - Danke auch an Stadionsprecher Christian Bauer. Wir bedanken uns ferner für Speis und Trank beim Hüttenteam und für das Abkassieren des Eintrittgeldes bei Roland Mücke. Auch den Assistenten Maik Malletschek und Marco Scheel im Team um Bernd Häcker sei Dank. Ferner gilt unser Dank dem fairen Spiel und den Spielern im Vorspiel und dem Publikum. Und der Stadt Stuttgart sei Dank und dem Lande Baden – Württemberg. Auch Europa sei ein bisschen Dank und Edward Snowden.

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