TV89 gewinnt beim TSV Mühlhausen knapp aber verdient mit 0 : 1 - Eugen Weimers korrekt erzielter Treffer vom Unparteiischen nicht gegeben - Sven Amtmann rettet auf der Linie – Diar Shammaks Weitschusstreffer bringt Entscheidung.

Einfacher ist es als Spieler. Auf der Trainerbank wird man manchmal bekloppt (Andreas Brehme) - Einfacher ist es als „Kloppi“. Als Zuschauer wird man manchmal bekloppt. (Der Schreiber)

Erst so um die 17°, angenehme Temperatur, blauer Himmel, Sonnenschein. Doch dann ziehen düstere Wolken auf. Aus Wind wird Sturm und wild und wilder tanzt das Laub auf dem Mühlhäuser Kunstrasen. Dunkelgrau, gar schwarz wird der Himmel und es regnet von allen Seiten. Am Ende unter 10° C. Ganz anders aber der Spielverlauf.

Der TV89 ist von Anfang an die spielbestimmende Mannschaft. So sagt man, so wie man sagt, dass von Anfang an der Wurm drin war. Okay, mehr Ballbesitz und auch schon ein paar Torgelegenheiten. Ein Lattentreffer in den ersten zehn Minuten, zwei Freistöße aus 20 Metern, ein paar Angriffe über die Flügel – aber wo ist der Stürmer? Jogi Löw meinte, man kann Özil als Stürmer aufstellen – so nimmt Bernd Häcker dann eben Volker Braun. Ähnlichkeiten sind rein zufällig. Aber Einstein wollte nicht akzeptieren, dass das quantenmechanische Einzelereignis rein zufällig ist. Er hat dies in dem berühmten Satz: «Gott würfelt nicht!» ausgedrückt. Wie dem auch sei, der emporragende Volker Braun ist kein Wurm.
Auf der rechten Seite wetteifern die Außenverteidiger Eugen Weimer und Marco Bardaro um den zweiten Platz im Sturm. Der unangenehme Nebeneffekt ist, dass Innenverteidiger Danni Scharpfenecker häufig gegen die agilen Stürmer der Gastgeber alleine gehen muss und es zuweilen schon Glück ist, dass bei diesen verlorenen Zweikämpfen nicht auch noch ein Tor für den TSV herausspringt. Überragend an seiner Seite: Sven Amtmann. Als neuer Kapitän zerreißt er sich, gibt alles und zerstört im Ansatz, was gegnerische Offensive offensiv werden lassen könnte. Jetzt, wo er wieder dabei ist, sieht man erst, was in letzter Zeit fehlte.

Mit 0 : 0 stürmt die Mannschaft mit den Zuschauern und dem Wind zum heißen Pausentee

Schirme klappen auf und zu, klappen um, klappen nicht. Es faucht der Sturm zuweilen wie auf hoher See und wirft Gischt auf das Spielfeld. Kann ein Spieler den Unterschied ausmachen? Im Prinzip ist es ja die Mannschaft. Manchmal ist die Regel die Ausnahme und heißt Diar Shammak. Tatsache. Er ist der Unterschied im Mittelfeld. Mögen manche meinen, Volker Braun sei Monsieur Technique im Spiel oder Enes Korkmaz der Turbo.  Der Torpedo aber ist Diar Shammak, der mit ungestümer Ursprünglichkeit die gegnerische Abwehr durchbricht, dann noch uneigennützig quer legt zum von hinten anpreschenden Eugen Weimer. Das ist zum mit der Zunge schnalzen. Toooooor, brülle ich, als Eugen das Leder versenkt. 0 : 1 für den TV89 in der 63. Minute. Im allgemeinen Jubel stoßen mich meine Nachbarn. Der Schiri gibt das Tor nicht. Abseits. Ich sehe rot, Eugen Weimer, der zu Recht reklamiert, gelb. Drei Millionen Lichtjahre kein Abseits. Ich beruhige mich. Irren ist menschlich. Wann kommt endlich der Videobeweis?

Die Schlotwiesenjungs machen jetzt mehr Druck, doch wackeln sie hinten bedenklich, wie drei Meter Bretterzaun auf Stöckelschuh. Danni Scharpfenecker schlägt es hin. Ange Grantsanlis läuft heraus, der Mühlhäuser Stürmer legt quer zu seinem einschussbereiten Kollegen. Sven Amtmann steht auf der Torlinie wie eine Burg in der Brandung und donnert die Kugel zurück ins Feld.

Ange Grantsanlis hält wieder hervorragend. Wer Oliver Baumann heute gesehen hat, der auf der Homepage  des SC Freiburg als Aktionsklassiker der Extraklasse beschrieben wird, verzeiht Anges Abschläge ins Aus. Er verzeiht, wenn Anges Nervenkostüm lichterloh brennt und er seine Mitspieler anbrüllt. Er verzeiht, wenn Ange im Strafraum herumirrt, wie Odyssee im Maisfeldlabyrinth. Ange ist hellwach. Ange faustet. Ange hält. Odyssee fand zurück und die Schlotwiesenjungs ins Spiel. Maxi Eisentraut kommt für Josip Mataija (64.) Sein starker Kopfball aufs Tor nach Eckball von Marco Bardaro, wird auch auf der Linie von einem Verteidiger der Gastgeber gerade noch abgewehrt. Im Gegenzug ballert der herausragende Diar Shammak aus 24 m aufs Tor. Jetzt zählt´s endlich. 0 : 1 (76.) Der TV89 weiß um die Wichtigkeit, die drei Punkte über die Ziellinie zu retten. Schön ist es nicht. Aber am Ende verdient.

Nächsten Sonntag ist Derbytime. Derbier geht es nicht. Dem Gewinner winken Ruhm, Ehre und die Vorherrschaft auf der Schlotwiese. Auf Jungs: Legt mal ne Extraschicht auf eure Pizza und auch beim Training ein ;-)

Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – Bardaro, Scharpfenecker, S. Amtmann, Schmidt – Balsios, Mataija (Eisentraut), Weimer (Köhler), Shammak, Korkmaz – Braun (Biljeskovic)

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