Immer wieder, immer wieder, immer wieder TTC...
So schallte es am Freitag Abend vielstimmig aus den Katakomben der Rosenschulturnhalle. Nachdem 2 Wochen zuvor mit dem Auswärtssieg in Birkach der Aufstieg in die Kreisliga erreicht worden war, sicherten sich die Herren II durch den 9:4 Sieg gegen den bisherigen Spitzenreiter VfB II auch die Meisterschaft.


 
Dabei hätte niemand in der Halle, der bei klarem Verstand die ersten beiden Doppel beobachtete, mit einem solchen Ergebnis rechnen könnnen. Zu unterlegen waren Michi / Simon und Jens / Artur ihren Gegnern. Zu schwer schien der Druck auf den Schultern der Sportler zu liegen. Fast hätte man meinen können, man sehe die schweren Beine der KSC-Fußballer im Abstiegskampf und nicht die sonst so leichtfüßigen TTC-Akteure, die bisher durch die verlustpunktfreie Rückrunde weniger marschierten als schwebten.
Fast fühlte man sich schon an die überwunden geglaubte Doppelschwäche vergangener Jahre erinnert - 32 mehrheitlich erfolglos ausprobierte Doppelpaarungen aus der Saison 2013/14 haben sich allen, die schon länger die Entwicklung der Herren II begleiten, fest in die Erinnerung eingebrannt - als Marius und Martin das Team auf Doppel 3 zurück ins Spiel brachten. Meist in Führung liegend, wurden sie dennoch von Tartsch / Hellfeuer in den fünften Satz gezwungen, wo sie in der Verlängerung die besseren Nerven zeigten.

Am Nachbartisch hatte derweil Michi schon den ersten TTC-Punkt durch einen nie gefährdeten 3:0 Erfolg gegen Götz eingetütet. Für einen besonderen Höhepunkt sorgte dann Simon schon früh am Abend. Nach siegreichem ersten Satz wurde Abdessemed, der Spitzenspieler der Gäste, immer stärker, gewann die Sätze 2 und 3 klar und führte auch im vierten Satz deutlich mit 7:2. Simon jedoch holte mit stoischer Gelassenheit 9 Punkte in Serie, damit den vierten Satz und anschließend auch den fünften.

Simon Brunner

Mit dem 3:2 im Rücken ging das mittlere Paarkreuz an die Tische. Marius unterlag in vier knappen Sätzen dem starken Na, wobei es viele sehenswerte Topspinduelle aus der Halbdistanz zu bestaunen gab. Der Captain litt unterdessen darunter, dass sein Gegner Tartsch nach verlorenem ersten Satz seine Angriffsbemühungen einstellte und mitschupfte. Dies war nicht nur der Attraktivität des Spiels abträglich, sondern zog dasselbe auch enorm in die Länge. So stand am Ende ein hart erschupfter und von gelegentlichen Offensivaktionen begünstigter 4-Satz-Erfolg.

Artur war an jenem Abend vergleichsweise früh in der Halle, aber brauchte mehr Anlaufzeit als sonst. Stand er im Doppel noch neben dem schwachen Captain, stand er nun 2 Sätze lang neben sich, wirkte ungewohnt unbeweglich in den Lendenwirbeln, die er nur beugte, um die Bälle aufzuheben und gab dem langsam nervös werdenden Publikum um den 1. Vorsitzenden und den Sportlichen Leiter Rätsel auf. Zum dritten Satz jedoch kehrte er wie verwandelt in die Box zurück, setzte seine Topspins unterstützt durch geschmeidige Hüftrotationen ins Ziel und steuerte auf einen vierten Satz zu. Sein Gegner Hellfeuer aber - bis dato ohne Niederlage in der Rückrunde - hielt dagegen, blockte die Bälle vor allem aus der Vorhandecke stark und drängte Artur in die Defensive. Bei Matchball Hellfeuer unterdrückte Artur seinen Fluchtreflex und konterte den Ball unerreichbar vorne am Tisch. Das war die Wende!
Die Sätze 3 und 4 gingen an die befreit aufspielenden Nummer 5 der Gastgeber. Der Entscheidungssatz wurde dann zu einem Nervenspiel. Artur drehte zunächst ein 2:4 in ein 8:4. Nach einer Auszeit kam Hellfeuer noch auf 9:10 heran aber der folgende temporeiche, mit bloßem Auge kaum zu verfolgende Ballwechsel, brachte Artur den umjubelten Sieg.

Artur Hibert

Martin überzeugte am anderen Tisch einmal mehr mit variablem, intelligentem Spiel. Sein Gegner Lammers fand nur im dritten Satz mit seinen Vorhandschüssen das Ziel und so stand es nach der ersten Einzelrunde 6:3 für die Gastgeber.
 
Nun leben wir ja in ungewissen, um nicht zu sagen unsicheren Zeiten. Die Verbreitung von alternativen Fakten und Fake News nagen an der Glaubwürdigkeit seriöser Berichterstatter. Die vorgetäuschte Mondlandung, die Bielefeld-Verschwörung und die Behauptung, beim TTC seien die Duschen kalt, sind nur die berühmtesten unter den zahllosen weltweit kursierenden Falschinformationen.

So hält sich auch hartnäckig der Irrglaube, Tischtennis sei bisweilen ein uneleganter, unerotischer oder gar unmännlicher Sport. Auf diese Art suchen jedes Wochenende irrlichternde Sportfans je nach Vorliebe ihren Kick wahlweise bei den Ringern in Weilimdorf, den Footballspielern auf der Waldau oder bei den Wasserballern im Inselbad von Untertürkheim.
Dabei hätte es doch genügt, am Freitag Abend Michi und Simon im vorderen Paarkreuz zuzuschauen, um festzustellen, dass Tischtennisspieler auch in scheinbar niedrigen Klassen Eleganz und Kraft im Übermaß ausstrahlen und damit oben genannte Alternativsportarten hölzern und blass erscheinen lassen.
Den Unterschnittball des Gegners scheinbar mühelos und streichelnd in Vorwärtsrotation versetzend, um anschließend explosionsartig per Vorhand-Schuss zu verwandeln, verzückten sie Zuschauer beider Geschlechter und brachten fast nebenbei sich und ihre Mitspieler mit 8:3 in Führung.

Der Rest ist schnell erzählt. Marius siegte ganz klar und überzeugend mit 3:0 gegen Tartsch. Die Meisterschaft war gesichert. Der Captain befand sich da noch irgendwo im dritten Satz und verlor angesichts der sich ausbreitenden Jubelstimmung Ruhe, Geduld und Faden, wo doch schon durch das Fehlen einer dieser 3 Komponenten sein Spiel kartenhausartig zusammenbricht. Die Niederlage gegen Na war die logische Konsequenz, doch Sekunden später nach Öffnung der ersten meisterlichen Getränke war die Freude ungetrübt.

Die ausgesprochen fairen und sympathischen Gäste steigen mit in die Kreisliga bzw. Bezirksklasse (neu) auf. Zuvor gibt es ein Wiedersehen im Pokalfinale am 29.4., wo die Herren II die bisher so erfolgreiche TTC Saison mit dem Double bereichern wollen.
 
An jenem Abend sicherten sich die Herren I ebenfalls die Meisterschaft und steigen damit in die Landesklasse auf. So kam es zu einer denkwürdigen Meisterfeier in der Bar, zu deren Gelingen Simon mit schmackhaften Kurzgetränken und Michi durch grandiose Vorbereitung und meisterhafte Organisation entscheidend beitrugen.