SV Bonlanden – TV89 Zuffenhausen 3 : 3 (1 : 3) – Volkan Uyar schießt zwei Tore, wirbelt sich zum Spieler des Spiels. In der zweiten Hälfte werden zwei verdiente Punkte verschenkt

Offenbach hätte 3:0 gewonnen, wenn ich nicht ein Papstbild in der Tasche gehabt hätte. (Norbert Nigbur)


Bonlanden 23° C. (Gerade war es noch schön, plötzlich Regen und graue Wolken) Bei der alten Mühle vorbei, grob zwischen Fildorado, Schinderhannes und Kleintierzüchterverein, befinden sich ein wunderschöner Rasen, der aber noch gesperrt ist und ein kleinerer Kunstrasenplatz. Dieser ist heute der Ort des Geschehens. Die Kleintierzüchter und die Herren vom Schützenverein sind extra zum Bruddeln rausgekommen. Der TV89 hält mit großer Fangemeinde dagegen, verhalten optimistisch, also skeptisch – aber lustig. 
Wir haben unseren Regenunterstand noch gar nicht recht erreicht, da bimmelt es schon zum ersten Mal. Thorben Nallinger verlängert einen Abstoß von Ange, Volkan stellt seinen Körper rein, dreht sich wie kleines, dickes Müller und schließt gleich ab, ohne lang zu fackeln. Treffer, versenkt, Bonlanden kalt erwischt, prima 0 : 1 (2.) Ein paar Minuten später, ein langer Ball in die Spitze, Eddy rutscht aus, der Bonländer Marco Caruso bemächtigt sich technisch einwandfrei des runden Leders und schießt zu platziert, für Ange unhaltbar, den Ausgleichstreffer zum 1 : 1 (8.)

Ein Blick auf die Mannschaftsaufstellung. Für uns Fans viele neue Gesichter, wenn man sie nicht bei der Vorbereitung schon ein, zwei Mal gesehen hat. Drei A – Jugendliche im Startaufgebot. Diese machen ihre Sache gut. Rechts verteidigt Jörg Burkart mit Herz und Leidenschaft und gewinnt sicherlich den größten Teil seiner Zweikämpfe. Thorben und Nico Kolb sind stets auf Augenhöhe mit ihren Gegenspielern, agieren und stören und fügen sich harmonisch in die Elf Sven Peukerts ein. Ja, neuer Trainer. Nachdem Bernd Häcker und Marco Scheel mehr oder weniger sachte ihres Amtes enthoben wurden, fand man in Sven Peukert und Sven Dale ein Nachfolgegespann, das bereits jetzt eine neue Handschrift erkennen lässt. Wunderschöne Freistoßvarianten und Fußball, der beim Zuschauen Spaß macht. Volkan Uyar z. B. hat trainiert, habe ich mir sagen lassen. Ja, was denn denkt man, tatsächlich, warum hat er das vorher nicht? Jetzt eine Augenweide. Ständiger Unruheherd, wie entfesselt. Er ist sich für keinen Weg zu schade, dribbelt mit Thorben die gegnerische Defensive durcheinander. Doppelpass, Flanke, Torschuss – das ganze Programm. Folgerichtig erobert er sich im gegnerischen Sechzehner einen beinah bereits geklärten Ball und jagt das Leder aus unmöglichen Winkel noch ins Tor zum 1 : 2. Dann die Freistoßvariante 13 B, die ich jetzt hier nicht beschreibe, damit unsere kommenden Gegner sich nicht darauf einstellen können. Jedenfalls kann Diar voll drauf halten, wie man so sagt, wie wenn beim Boxen Henry plötzlich ohne Maske da steht und ohne Deckung. Der Bonländer Schlussmann reißt seine Handschuhe hoch, doch die Kugel rutscht über seine Kuppen und plötzlich steht es 1 : 3 (44.)

Zur Halbzeit gehen wir zum Würstchenstand. Wir fachsimpeln. Ange strahlt keine Ruhe aus. Wie heißt noch mal das Gegenteil von Strafraumbeherrschung? Dazu lässt er Schüsse auf sein Tor nach vorne abklatschen, springt an Flanken und hohen Bällen vorbei, ist bei der Spieleröffnung abenteuerlich und überhaupt, ein Papstbild hat Ange sicherlich auch nicht in seiner Tasche. Um den Sack zu zumachen, bräuchten wir eher noch ein viertes Tor.

Auch in der zweiten Hälfte denkt man zunächst, dass es doch ganz gut aussieht mit unserer Spielweise. So, wie wenn man denkt, mit brennendem Streichholz eine Gasleitung untersuchen zu müssen. Volkan wetzt und presst (Wie heißt „Pressing spielen“ auf deutsch? Nicht „presst“?) So zwingen wir unsere Gastgeber zu gelben Karten. Anders als mit Foul ist Volkan heute nicht zu halten. Volkan schichtet im Alltag, habe ich gehört. So kann er nur alle zwei Wochen trainieren. Aber jetzt in der Vorbereitung hatte er Urlaub, um jede Einheit mitzumachen. Junge, Junge, denke ich mir, sieh an, sieh an. Könnte Training ein Schlüssel zum Erfolg sein? Marc Lindenmaier wird jetzt ausgewechselt, ein beinahe Kopfball und einen auf der Linie gerettet, haben mit seinem Trainingseifer eher weniger zu tun. Ganz ansehnlich, sein Einsatz – sein Ansatz – sein Bemühen. Das Spiel schreitet voran, wie ein Jahr fliegt es vorbei. Jetzt sind es sogar vier A – Junioren, die für unsere Seite auf dem Platz stehen. Volkan holt sich eine „Gelbe“ ab. Zu ungestüm befindet der gute Referee, der ihn ja deshalb bereits zuvor ermahnt hatte. Und dann passierst´s.  Ein hoher Ball in den Strafraum wird per Kopf unhaltbar verwertet. Nur noch ein Tor Vorsprung.

In der Folgezeit verliert der SV B einen Mann. Der junge Buchwald, der Sohn von „Diego“, kassiert nach einem Karatesprung gegen den Hals von Danni Gäng „Gelbrot“. In Unterzahl scheint es nicht mehr so sicher zu sein, dass wir heute drei Punkte mitnehmen. Altes Problem, gleicher Mist. Wir stürmen, wir haben mehr Ballbesitz und wir fangen an rumzueiern. Ob in der Defensive oder weiter vorn. Leichtfertig werden jetzt Chancen vergeben, um eine Vorentscheidung herbei zu führen. Für Thorben, der mit Standing Ovation verabschiedet wird, kommt nach ein paar Jahren TV Pause erstmalig wieder „Memo“ Kuzu zum Einsatz. Ach, ja, ganze Profis unsere Amateure. Ich weiß schon, wie das gemeint ist, aber ihr Geld verdienen sie sich ebennet mit ihrem Hobby.

Unsere Innenverteidigung. Kapitän Moritz Albrecht, der mit Eddy Bormann das Prinzip Hoffnung verfolgt, stabilisieren ihr Team und unterbrechen gegnerische Angriffe, wenn möglich. Im Prinzip gut, wenn man vom 1 : 1 und vom 3 : 3 einmal absieht. Eine Minute vor dem offiziellen Spielende bringt Mo den gegnerischen Stürmer im Strafraum unnötigerweise zu Fall. Klar, da sagt ein Angreifer „Danke, den nehm, ich mit.“ Und es hätte auch schon vorher einen Elfer gegen uns geben können. Lange Rede, kurzer Sinn – Ange hätte sich jetzt vielleicht noch zum Retter aufschwingen können - aber nicht heute. Jedenfalls haben wir eher zwei Punkte verloren, als einen gewonnen. Aber wenn uns vor dem Spiel einer gesagt hätte, dass wir hier einen Punkt mitnehmen, dann hätte es uns gefreut. So ist der Mensch, das, was er hat, macht ihn selten zufrieden. Das was er nicht hat, beschäftigt seine Phantasie.

Der TV89 spielte mit Grantsanlis – Burkart, Bormann, Albrecht, Fejzulahi – Lindenmaier (Eisen), Kolb, Shammak, Gäng (Kutlu) – Uyar, Nallinger (Kuzu)

Tore: 0 : 1 (2.) Volkan Uyar, 1 : 1 (8.) Marco Caruso, 1 : 2 (40.) Volkan Uyar, 1 : 3 (43.) Diar Shammak, 2 : 3 (73.) und 3 : 3 EM (88.) Fabian Rieker

  

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