TSV Mühlhausen – TV89 Zuffenhausen 1 : 2 (0 : 1) – Kapitän Diar Shammak erzielt das erste Tor und gibt den entscheidenden Pass zum zweiten Treffer. Die Schlussphase dennoch wieder spannend.

Wenn wir Deutschen tanzen, und nebenan tanzen Brasilianer, dann sieht das bei uns eben aus wie bei Kühlschränken. (Berti Vogts)

Sportplatz Mühlhausen.  Endstation. U 7, 17° C. Blauer Himmel und beste Bedingungen zum Ballsportausüben, falls man diesen pickelharten Untergrund als ideal bezeichnen kann. Aber vorneweg interessant. Sympathischer Verein einerseits. Unsympathisch andrerseits. Ist es nicht immer so? Auch bei anderen Vereinen? Es ist nicht alles nur schlecht oder gut. Außer beim TV89 natürlich. Das ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Warum frage  ich das jetzt. Nun, die Parkplatzsituation. Ich fahre vor und es wird mir ein Parkplatz zugewiesen. Alles beengt, andere müssen weit weg parken. Unser TV89 Zuffenhausen Auto darf vorne stehen. Sympathisch das. Jetzt Eintrittspreise. Aktive Spieler zahlen 2,50 EUR. Auch wenn sie zum Kader gehören. Wer verletzt ist oder rote Karte gesperrt, zahlt. Unsympathisch das. Klar, kann ja jeder behaupten. Hey, Alter, ich aktiver Spieler und so. Aber wenn der Bart schon grau ist und die Zähne die dritten, dann glaubt dir der der Kassierer das natürlich nicht. Der Kassierer glaubt eher, dass beim Verfassungsschutz alles korrekte Beamte arbeiten und nicht wie bekannt aus den Reihen der Feuerwehr die größten Brandstifter kommen. Also wenn aus Thüringen die NSU Auftragsmorde begeht oder Agent Maus in Hannover die Gefängnismauer wegsprengt wie Bruce Willis in Stirb langsam Teil 338, dann denkt man großes Kino. Das ist zu kaputt, um als Wahrheit oder Wirklichkeit durch zu gehen. Dann lieber Fußball. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Klar gibt es Täuschungsmanöver auf dem Platz und mancher Schiri ist bestochen, wegen der Wettmafia. Aber im Groben und Ganzen alles vernünftig. Keine Weltmeisterschaft im Winter kurz vor Weihnachten in der Wüste. So etwas wird’s doch nicht geben. Oder doch? Zum Spiel.

Eddy Bormann ist wieder dabei. Der Trainer hat ihn in die Spitze beordert. Sela Degirmenci dafür von der Nummer 9 zur Nummer 5 in die Innenverteidigung und Yavuz Tepegöz auf die 6. Schön durcheinander gewürfelt das Ganze. Ein guter Spieler unter Marco Scheel muss alle Positionen spielen können. Über die Flügel die altbekannten Flitzer.

Die erste Viertelstunde gehört unserer Mannschaft. Sie kontrolliert das Spiel so wie junge Katzen eine Maus kontrolliert. Eddy beschäftigt die gegnerischen Abwehrreihen, Danni Gäng mit den tödlichen Pässen in die Tiefe und das Mittelfeld mit Yavuz und Diar ist natürlich ein bockstarkes Antizipieren, dass Seinesgleichen sucht. Hier zeigt der Barthel, wo er den Most holt. Es ist auch Danni Gäng, der den Pass in die Schnittstelle spielt. Diar nimmt den Ball im gegnerischen Strafraum an, nimmt ihn mit, wie man so sagt, wie wenn ein Chamäleon mit der Zunge eine Fliege mitnimmt und lässt unserem Ex Torwart Felix Philipp im Tor der Gastgeber keine Chance 0 : 1 (23.) Klar gelingt es unserem Team nicht nachzulegen, alles wie gehabt. Dafür schießen die Mühlhäuser aus dem Nichts oder wie nennt man die dritte Reihe, gefährlich auf unser Tor. Aber Danni Weyershäuser im Tor gibt sich keine Blöße. Und auch Colin Schmidt und Sela Degirmenci in der Innenverteidigung spielen brav und solide. Einzig über die rechte Seite gelingt nicht so viel. Bis zur Halbzeit passiert wenig und dann stellt Trainer Marco Scheel um.

Was sagt ein Trainer seiner Mannschaft in der Halbzeit, wenn er schon sieben oder acht Mal den gleichen Stuss erzählt hat? Er sagt zum Beispiel „Leute ich habe euch jetzt schon sieben oder acht Mal den gleichen Stuss erzählt, aber heute klappt’s, da bin ich mir sicher. Wir müssen jetzt nachlegen. Den Sack zumachen. In die Zweikämpfe. Das Spiel gegen den Ball…“ Wir kennen das.

Der Trainer hat also gewechselt. Für den vielleicht verunsicherten Marc Lindenmaier, dem heute einfach zu wenig gelang, jetzt Suheyp Berber. Nico Garziella, der ob seiner Schnelligkeit und Kompromisslosigkeit zuerst einmal hinten absichern sollte, wird dafür in die Offensive beordert. Da lebt er natürlich spürbar auf und verleiht dem Spiel eine erfrischende Dynamik und es gibt Daueralarm im gegnerischen Strafraum.

Im Prinzip wollte ich über den Schiedsrichter nix schreiben, wenn er nicht ganz so gut pfeift. Aber Michael Zeiher verdient ein Lob. Immer auf der Höhe mit ganz schön vielen richtig getroffenen Entscheidungen. Eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff muss es rot geben für einen Spieler der Gastgeber und es gibt rot. Das Gute: Nach einer zweiten gelben Karte für den sonst erfahrenen Yavuz Tepegöz stehts mannschaftsmäßig wieder pari. Das war deshalb gut, weil sich Yavuz unbewusst „opferte“, denn so konnte Marco Bardaros Ausruf, dass wir einer mehr seien, nicht den gleichen Schaden anrichten wie beim Spiel gegen Möhringen. Denn interessant, die vermeintlich unterlegene Mannschaft legt einen Zahn zu und die zahlenmäßig stärkere Mannschaft schaltet einen Gang zurück. Ich habe schon oft leise gedacht, was passiert, wenn einer sich absichtlich mit gelbrot vom Platze stellen ließe, um seine eigene Mannschaft zu stärken. Hätten wir in der Vergangenheit vielleicht in die Psycho Trickkiste greifen müssen, um uns den Nerv tötenden Psychokram zu ersparen, der immer dann unweigerlich kommt, wenn du denkt „Lazing on a sunny afternoon or something like that.“ Schau, Diar im Mittelfeld. Hat sich aus seiner kurzen Formschwäche auch beim letzten Spiel schon befreit, heute aber ganz klar: Spieler des Spiels! Nach Balleroberung, Ballbehauptung und dem Spiel nach Vorn sein Zucker - Pass in die Schnittstelle.  Der wieselflinke Nico Garziella erläuft den Ball, geht alleine aufs Tor zu und schiebt eiskalt ins hintere Eck 0 : 2 (63.) Bitte, bitte, bitte. Es geht doch. Alles klar auf der Andrea Dorea, denkt man, wie wenn man auch auf der Titanic denkt: „Beste Stimmung“. Aber was ist mit Christian Linder? In die Startaufstellung gelangt er nicht, weil im Training, quasi das Gegenteil von Marc. In der ersten Viertelstunde des (Bezirks-) Ligapokals mit sieben Toren erfolgreich, tauchte er mehr und mehr ab, fehlte mit seiner Lukas - Podolski - Herzlichkeit unter der Woche leider häufiger.  Nach seiner Einwechslung, noch zwanzig Minuten bis Spielende,  zeigt der Deutsche Auswahl - Nationalspieler seine Futsal Fertigkeiten am Ball. Aber auch harmlos verspielt und ohne die Zielstrebigkeit, die man von ihm kennt. Seine Defensiv Arbeit gegen den Ball wirkt zerstreut und lustlos. Junge, dränge dich mal wieder im Training auf und bereite dir und uns damit Freude.

Statt 0 : 3 steht es plötzlich nur noch 1 : 2. Die Gastgeber schnuppern Morgenluft und legen mit einem herzhaften Pfostenkracher nach. Trainer Marco Scheel reagiert und revidiert mutig seine Entscheidung. Christian Linder wird wieder aus dem Spiel genommen. Ein bisschen Maßnahme, ein bisschen Taktik. Für ihn soll Torsten Köhler Ordnung und Kontrolle zurückgewinnen. Ein paar bangende, verzichtbare, letzte Minuten, die unsere Puls - 89 -Pumpe auf 189 hochpumpen. Aber am Ende ist es ein verdienter Sieg. So und jetzt brasilianisch. Wir fiebern dem Derby aller Derbys entgegen. Nur noch x mal schlafen, dann geht’s weiter. Das rettende Ufer in erreichbarer Nähe. „1889 HEY, HEY. 1889 HEY, HEY. 1889 HEY, HEY.“ 
Der TV89 spielte mit: Weyershäuser – Schmidt, Bardaro, Degirmenci, Garziella - Shammak, Bormann, Tepegöz, Lindenmaier (Berber) – Uyar, D. Gäng (Lindner [Köhler])

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