Schlotwiesenjungs gewinnen verdient beim VFL Stuttgart 1 : 3. Die Torschützen Tobias Collison und Niels Wietzer überzeugen in der Offensive. Niels mit Assist und zwei Treffern ganz stark.

Sie spielen taktisch gut, obwohl sie ohne Taktik spielen. (Udo Lattek)

Wetter 22°, Regen liegt in der Luft, die langen heißen Tage sind vorbei. Jetzt möchte man sagen, auch die fussballlose Zeit sei vorbei, doch es gab Olympia, Länderspiele, Vorbereitungsspiele, die Europameisterschaft. Der Ball rollt gleichermaßen wie der Rubel. Aber endlich wieder Amateurfussball. Diese Millionen Ablöse und Gehälter sind virtueller als die braven Playstation Wetteinsätze im Wohnzimmer von verreisten Eltern. Das Wohnzimmer wegen der Performance. Apropos Performance.

Da schauen wir im Hinterhof des Neckarstadions wie unsere wirklichen Profis einlaufen. Mit blauen Stutzen, denn schwarz ist für Schiedsrichter Horst Philipps reserviert, wie er bereits vor dem Spiel auf diese Regelsachkunde bestand. Ansonsten wird er dieses Spiel ausgeglichen und ausreichend pfeifen und das ist ja bekanntlicherweise gut. Der TV 89 beginnt mit einem 3 - 5 – 2 System, mit einem Flügelspiel über links und der klaren taktischen Ausrichtung, den Gegner mit Tempo und besserer Technik zu bezwingen. Gleich in der Anfangsphase ist es mehrfach Tobi, der seinen Gegenspieler immer wieder versetzt und gut in den Strafraum flanken kann. Zuerst kann Maxi nicht so schießen, wie er hätt wollen, dann geht der Ball flach durch alle Reihen ohne großen Schaden anzurichten, so wie ein Spendenkörbchen durch die kirchlichen Reihen geht und niemand traut sich zu zulangen. Nach fünf Minuten gibt es für die Gastgeber einen Freistoß vor unserem Tor. Die Gastgeber können noch kein Kapital daraus schlagen. Als jedoch unser Lukas Pohl beim Spielaufbau einen unglücklichen Moment erwischt und das Spielgerät abgefangen und per Kopf auf den aufmerksamen Trochalos zurückgeleitet wird, schließt dieser perfekt ab. Er sieht  wie Lukas vor dem Tor seinen Radius vergrößert und hebt die Kugel gekonnt über unseren Keeper hinweg zur 1 : 0 Führung. (7.)

Nach dem guten Anfang jetzt ein Schlag ins Gesicht. Und tatsächlich quasi Schock. In der Defensive eine gewisse Verunsicherung, Im Aufbauspiel bauen wir unseren Gastgeber auf. Aber auch diese schwimmen zuweilen in ihrer Defensive. Aus einer verunglückten Kopfball Rückgabe gelingt ihnen beinahe ein Eigentor. Also der Ausgleich muss jetzt her. Mindestens. Und tatsächlich bekommen unsere Jungs die Partie wieder etwas in den Griff, so wie man ein fettiges Olivenölfläschchen in den Griff bekommt. Also es geht schon. Wenn zum Beispiel im offensiven Mittelfeld Niels quasi einen überraschenden Pass in die Tiefe zu Tobi spielt und dieser den Ball ins lange Eck schlenzt. Dann steht es 1 : 1 (20.)

Und wenn dann fünf Minuten später bei einer lustigen Flügelverlagerung über Thorben, Mo und Niels – dieser über einen Beinschuss seines Gegenspielers zu Niklas und dieser zur Grundlinie und praktisch schon frei vor dem Tor und einem Kuddelmuddeltrick 17 mit Selbstverarschung. Und irgendwie belohnt sich Niels selber, ist mitgelaufen, nimmt das Geschenk an und macht das 1 : 2 (26.)

Bis zur Pause passiert leider nix mehr. Die Schlotwiesenjungs mit ein paar vergebenen Möglichkeiten. Klar hätte man das Ergebnis etwas höher schrauben müssen. Denn die
       
Zweite Hälfte

sieht zu Beginn jetzt mal eine andere Heimmannschaft. Eine, die sich noch nicht aufgegeben hat. Und dann Doppelglück für den TV89, da Doppellatte. Zuerst lenkt Lukas einen Schuss mit gutem Reflex ans Gehölz , dann donnert den Abpraller ein gegnerischer Abstauber wieder ans Quergebälk. Die VFL-er sind jetzt aggressiver unterwegs. Es steht ja nur 1 : 2, da könnte leicht noch was gehen. Zuvor allerdings eine elfmeterverdächtige Situation gegen uns. Jetzt halten unsere Schlotwiesenjungs nur schwach dagegen und verlieren in der Folge immer mehr den Zugriff aufs Spiel. Doch nach einem Ballverlust der Hausherren, kann Thorben allein aufs Tor gehen. Seinen Hammer - Abschluss kann Torwart Gaeta noch parieren, aber gegen den Nachschuss von Niels bleibt er dann machtlos und es steht etwas mehr beruhigend 1 : 3 ( 65.)

Jetzt, warum müssen wir uns Sorgen machen. Ja, eigentlich sind wir auf der Siegerstraße. Aber die Partie entgleitet den schwarzstutzigen Referee zusehends. Kleine Nicklichkeiten, Zusammenstöße, Fouls werden nicht geahndet und dann braucht man sich nicht zu wundern. Tickende Zeitbomben laufen plötzlich im Feld. Trainer Sven Peukert ist um Ruhe bemüht, wechselt nun stetig sein Kontingent natürlich vollständig aus. Stephan, Daniel und Nils haben eine seriöse Defensivarbeit verrichtet. Thorben heute nicht mit der für ihn bezeichnenden Durchschlagskraft. Max und Moritz im Mittelfeld ganz ordentlich. Ebenso Nico. Niklas wirkt etwas zurückhaltend in manchen Zweikämpfen. Dass man sich deswegen weniger verletzt, ist nur ein Gerücht. In der zweiten Hälfte erwischt ihn ein Schlag in die Seite. Für ihn kommt Fidan Ademaj und kann geschwind ein paar Akzente setzen.

Tobi muss zehn Minuten vor Schluss alles klar machen: Er geht allein aufs Tor, lässt seinen Blick unten und sieht auch leider nicht mehr die quer mitlaufenden Niels und Thorben, die fast nur hätten einzuschieben brauchen. Im Groben und Ganzen ein verdienter Erfolg, wäre es auf den letzten Metern nur nicht noch eine kleine Zitterpartie geworden. Doch nach fünf Minuten Nachspielzeit sind alle Akteure mit einem Schlusspfiff davon gekommen.

Anschließend noch etwas aus dem Kuriositäten-Museum von Schiedsrichter Philipps oder gar dem WFV? Eine unerlaubte Rückgabe zum Torwart wird nicht dort geahndet, wo der Torhüter den Ball aufnimmt, sondern dort wo der Zurückspielende bei der  Rückgabe stand (Kratz, kratz).

Der TV89 spielte mit: Pohl – Hartmann, Scharpfenecker, Meinert – Braun, Kolb (Burkart), Cullison, M. Albrecht, Nallinger ( Nguyen) – Hornstein (Ademaj), Wietzer (Di Maria)

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