NK Croatia Stuttgart – TV89 Zuffenhausen 1 : 6 ( 1 : 3) – Junge wilde Schlotwiesenjungs entzaubern gestandene Kerle in Stuttgart West. Maris Prieditis und Mo Albrechts Tore drehen das Spiel. Memo Kuzu und Niklas Hornstein steuern je einen Doppelpack zum Kantersieg hinzu.

Fußball ist ein sehr kompliziertes Spiel. Man muss es einfach spielen, dann ist man erfolgreich. (Felix Magath)

17° C. Stuttgart – West. Sonne, blaue Wolken, gute Laune. Der Martini Sommer sendet mit warmer Luft einen letzten Gruß, bevor am Martinstag mit der Gans, dann auch die heiße Jahreszeit endgültig geschlachtet wird, um uns auf die dunklen Tage einzustimmen. Geschlachtet wurde im Spiel auch, aber erst in der Nachspielzeit und die kommt erst am Schluss.

Am Anfang kommt das, was bei uns häufig kommt. Schlaraffia oder Concordia suchen noch Testschläfer. Da kannst du gleich mal unsere halbe Mannschaft hinschicken. Aber das verdiente Geld kommt in die Mannschaftskasse, dass das mal klar ist. Wobei der kollektive Tiefschlaf - natürlich besser am Anfang als am Ende. So haben wir noch Zeit, um den Spielstand zu revidieren. Also Fußball ist ein kompliziertes Spiel. Man muss es aber auch wach spielen, um erfolgreich zu sein. Ein Eckball für Croatia nach erstem Angriff wird schlecht geklärt. Der abgefangene Ball wird hoch in den Strafraum geschlagen. Am langen Eck stehen drei gegnerische Spieler einschussbereit, Ange ohne Chance, Stani Vcran trifft zum 1 : 0 (2.)

Jetzt ist man zwar wach, doch nervös. Als Fußballprofi kennst du das ja. Abends einen Rausch, um am nächsten Tag aufs Spielfeld zu kotzen. Das hätte Felix Magath gefallen. Aber erstens war das ja im Spiel davor und zweitens, meine Mutter sagte immer,  wer saufen kann, der kann auch arbeiten, will sagen, der kann am Tag danach auch kicken. Max Merkel hat mal die, die Bier trinken gegen die, die kein Bier trinken im Training spielen lassen. Als die Biertrinker gewonnen hatten, sagte er. Meinetwegen, dann sauft´s halt weiter. Bedeutet aber nicht, Aufforderung zum Komasaufen.

So gewinnen die Schlotwiesenjungs immer mehr Spielanteile zurück und können nach und nach eigene Akzente setzen. Der Ball läuft, es ist Leben in der Bude, einer zerreißt sich für den anderen. Da ist ein Wille zu spüren, der durch das ganze Team geht. Und als dann nach zwanzig weiteren Minuten der A - Juniorenspieler Maris aus 16 m den Ball zum 1 : 1 (23.) in den Winkel schlenzt, wirkt das wie der druidische Zaubertrank Marke Methusalix. Fortan spielt nur noch eine Mannschaft. Bei Standards geht Kapitän Moritz Albrecht mit nach Vorn. Ein Freistoß Flo Hofmanns erwischt er mit dem Kopf und netzt aus 11 m hinein ins TV Glück zum 1 : 2 (27.) Nicht unverdient das Ganze. Das Spiel gedreht in fünf Minuten und der Torhunger noch nicht gestillt. Diar sieht kurz vor der Halbzeit Memo im Strafraum. Ein Zuckerpass. Und Memo fackelt bekanntlich nicht lang, wenn man ihm die Kugel so mustergültig serviert. Keine Chance für den gegnerischen Schlussmann.  Aus kurzer Distanz zum 1 : 3 (44.)

In der zweiten Hälfte beginnen wieder die Hausherren mit mehr Druck und es scheinen die Temperaturen der Umkleidekabine oder die vielen Worte des Trainerteams einschläfernd zu wirken auf unsere Testschläferkandidaten. Tatsächlich sehen wir nach den ersten Angriffswellen aber Beruhigendes. Wir wanken, aber wir fallen nicht. Und wir sind wieder schneller hinter dem Ball. Mit einem großen Laufpensum sind die bockstarken A – Junioren Maris Prieditis, Jörg Burkart, Thorben Nallinger und Vassili Grantsanlis unterwegs. Und flink sind sie. Fehlende Erfahrung im Zweikampf machen sie mit ihrem Eifer wett und es ist ein bisschen wie Hase und Igel für Croatia, nur dass wir die schnelleren Igel haben. Ange ist heute wieder hoch motiviert und hält, was zu halten ist. Einfach große Klasse, wie er den möglichen Anschlusstreffer immer wieder mit seinen Paraden und seinem Stellungsspiel verhindert. Doch es ist eine kritische Spielsituation und alle denken in etwa das Gleiche. Wenn wir das Ergebnis halten, dann werden es drei Punkte. Klingt logisch, ist es auch. Wenn wir einen Gegentreffer bekommen, wird es hart. So ganz trauen wir unserer heute aber sicheren Defensive um den wie eine Eins stehenden Kapitän Moritz Albrecht wohl nicht. Lieber nochmal nachlegen. Dafür haben wir zuletzt zu häufig gepatzt.

Doch Memo kann uns unsere Ängste nehmen. Nach genauem Eckball von Diar, locht Memo per Kopf glockenfrei zum 1 : 4 (77.) ins hintere lange Eck ein. Zuvor hat das Trainerteam um Sven Peukert verletzungsbedingt Vassili und Maris ausgewechselt. Flo hält sich seinen Oberschenkel, kommt bei Unterbrechungen immer wieder an die Seitenlinie, um die Muskelfasern zu vereisen. Doch er darf nicht raus. Der A - Jugendspieler Niklas Hornstein kommt für den stets bemühten Mouba Yacoubou und Nils Meinert für den mit großem Applause verabschiedeten bärenstarken Memo Kuzu. Niklas ist es denn auch, der in der Nachspielzeit das Ergebnis auf 1 : 5 (90. + 1) und 1 : 6 (90. + 3) hochschraubt. Wie im Training sieht das am Ende aus. Spieler des Spiels fast alle. Ein bisschen mehr Spieler des Spiels heute Mo, aber ob das für eine Nominierung in die Bezirksliga - Elf des Tages reicht? Egal, Hauptsache, läuft.

Der TV89 spielte mit: A. Grantsanlis –  Burkart, Fejzulahi, Albrecht, V. Grantsanlis (Lechner) – Nallinger, Prieditis (Lindenmaier), Shammak, Hofmann – Yacoubou (Hornstein), Kuzu (Meinert)