TSV Münster – TV89 Zuffenhausen 2 : 1 ( 1 : 1) Der geschenkten 1 : 0 Führung stellen die Schlotwiesenjungs eine geschlossene Mannschaftsleistung gegenüber und machen nicht nur den Ausgleichtreffer, sondern sind auch ganz klar das bessere Team. Ein Elfmeter gegen sie in letzter Sekunde bringt die Entscheidung.

„Plötzlich steht die alte, verwahrlost wirkende Fee Carabosse im Festsaal. Aus Wut darüber, dass sie keine Einladung erhalten hat, verflucht sie das Bezirksligateam des TV89 und sagt, in letzter Minute sollst du einen Elfmeter gegen dich bekommen und dann noch verlieren…“ (frei nach dem Märchen La belle au bois dormant)

Am Kraftwerk Münster alles grau und düster trotz Farbanstrich. Der Himmel drohend und voller Regentropfen. 14° C. sagt meine Uhr. 15.30 zeigt das Thermometer. Tag des Schiedsrichters. Die Spieler verteilen blaue „Seid Fair“ – Karten an ihre Zuschauer. Wir witzeln an der Seitenlinie, dass der Vatikan diese blaue Karte als Zeitstrafe vorsieht und fragen uns, ob wir jetzt gleich noch ein Bier trinken gehen sollen. Wäre vielleicht keine schlechte Idee gewesen, anstatt das Spiel von Anfang an zu gucken. Im Nachhinein sind wir natürlich klüger. Nach ein paar Minuten der Eingewöhnungsphase schießt ein Münsteraner aus 25 m mittig auf unser Tor. Einem normalhaltenden Ange Grantsanlis hätte dieser Ball nicht mal ein müdes Lächeln entlockt. Aber ist er zur Zeit verunsichert oder verweist man auf René Adler beim sonntägigen dritten Tor in der Augsburger Puppenkiste? Ein 1 : 0 (5.) aus dem grauen Himmel jedenfalls.

Der TV89 nun wie verwandelt. Die klar spielbestimmende Mannschaft mit mächtigem Selbstbewusstsein. Besonders nach dem Ausgleich. Ein Angriff aus dem Bilderbuch des Fußball Einmaleins Seite 163 zuvor. Ganz stark Marco Bardaro, der sich den Ball von hinten holt und mit Doppelpass bis auf die Grundlinie in den gegnerischen Strafraum geht, zurücklegt auf den freistehenden Sergio Mavinga und der macht „Bumm“ flach unten rechts ins Tor 1 : 1 (18.) Zungen schnalzen, Fanfaren erschallen, großer Jubel auf unserer Seite, der Himmel langsam heller, die Stimmung gut.

Die neuformierte Viererkette um den bärenstarken Kapitän Marco „Tornado“ Bardaro, obwohl heute in einzigartiger Zusammenstellung, wirkt abgeklärt und erfahren. Eddy Bormann und Torsten Köhler präsentieren sich, wie wenn sie bereits im Sandkasten Innenverteidigung miteinander gespielt hätten. Im Mittelfeld sticht Volker Braun besonders auffällig heraus. Selbstverständlich auch Rawan Barakat gut. Auch Josip Mataija, klar. Nico Garziella, endlich wieder im Aufgebot, vernascht seine Gegenspieler über links, kann zwei Mal präzise auf den Kopf von Sergio flanken. Aber Sergio ist nicht Eddy und so fliegt das Leder rechts vorbei, wie ein Dartpfeil in den offenen Schankraum. Ja, doch. Ich komme schon, schreit der Wirt.

PP, Seitenwechsel, der TSV wieder etwas engagierter

Wo haben wir das schon mal gesagt? Ach, ja gegen Plattenhardt. Gegen die, die da oben stehen, spielen wir stark - würden in besserer Besetzung gewinnen. Vielleicht nächste Saison. Wie auch immer. Nach dem Kabinengang stemmt sich die Heimmannschaft gegen die sich abzeichnende Niederlage. Normal würde der TV89 jetzt erst richtig loslegen. Doch noch das Spiel steht etwas auf des Messers Schneide und man weiß auch nicht, wie man das beurteilen soll, als der TSV nach einer gelb-roten Karte zwanzig Minuten vor Schluss nur noch zu Zehnt spielt. Wir müssen jetzt mehr tun, ruft Trainer Bernd Häcker. Klaro, damit niemand unserer Mannen meint, er müsse jetzt nicht mehr so viel laufen. Vielleicht auch den Torminator nach vorne, wer weiß? Zu spät jetzt. Denn es ist bereits die letzte Minute. Eigentlich klar, der Ball darf ab sofort nicht mehr vor unser Tor. Also, nun auch ein taktisches Foul nicht nur erlaubt, nein, ein Muss. Trainer Häcker ahnt bereits was kommen könnte, fuchtelt, winkt und fordert "Unterbrechen". Niemand unterbricht. Der TSV jetzt noch einmal über rechts, Suheyp grätscht, nützt nix, Pech. Der Schuss in den Strafraum knallt Torsten Köhler an die Hand, Pech. Dem auffallend insgesamt guten Schiedsrichter bleibt nichts anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen. Ange Grantsanlis springt in die Ecke. Der Schuss leider mittig. Wieder Pech 2 : 1 (90. + 1) Besonders hässlich, weil der Schiedsrichter unmittelbar danach abpfeift.

Ohoho, all we are is dust in the wind, ihr Helden, die ihr euch nicht allein durch das Gewinnen einer Schlacht, sondern auch im Ertragen einer Niederlage wieder einmal mehr äh, beweisen müsst. Die Mannschaft hat verloren, egal. Danke für den schönen Fußball, besonders in der ersten Hälfte. Und nächstes Mal gegen Leinfelden bügeln wir alle Sorgenfalten weg, okay? (Und Klappe!)

Der TV spielte mit Grantsanlis - Bardaro, Bormann, Köhler, Berber, Braun (Degirmenci) Mataija, Barakat, Garziella (Martuca), Schneider (Krämer), Mavinga

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