Hilalspor Stuttgart 1989 - TV89 Zuffenhausen   2:11  (2:2)   

Erst wirbeln wir den Staub auf und behaupten dann, dass wir nichts sehen können. (meinte nicht etwa der Trainer der türk. Hilalspor, sondern George Berkeley [irischer Theologe, 1685 - 1753])

Die staubige Luft dort auf dem Hartplatz des TV Cannstatt macht Durst. Scharen von mitgereisten Fans kommen sich vor, wie in der Wüste Gobi, wie drei Tage bei 50° C. im Schatten, wenn man sich noch ein Magnesium Feuer entzündet, damit man kühle imaginäre Biere besser beim Blinzeln beobachten kann. Aber es gibt keinen Getränkestand. Lieber Staub aufwirbeln, als Staub ansetzen, könnte man meinen. Lieber Pyrotechnik als Hefeweizen. (Naja, bei unseren Heimspielen kann es beides geben. Wir sind aber auch schon einhundert Jahre älter, gelt?) Das Feuerwerk wird auch sogleich von erster Minute angezündet. Gäng, Peng, Tor aus 20 m etwa. 0 : 1 (02. Min). Furioser Start, denn drei Minuten später steht es schon 0 : 2. Torschütze Kuzu. (6.) Was dann passiert? Schwer zu sagen. Der Eifer im Sturm wird mit einer gewissen Nachlässigkeit in der Defensive neutralisiert. So möchte ich es mal beschreiben. Die türkischen Sportler knallen den Ball nach Vorne. Da hilft dann Allah. Da helfen auf der TV Seite aber auch Bruder Leichtsinn und Bruder Sanftmut. 1 : 2 (12.) Ausrutscher, denkt man, wie man denkt, dass die fette Katze nur zufällig Mäuse fängt. Der TV macht mit seinen möglichen Torchancen zum 1 : 3 weiter. Eigentlich noch unbeeindruckt von diesem Zwischenfall. Aber, als es dann fünf Minuten später stattdessen zum 2 : 2 Ausgleich kommt, hängt der Haussegen schief. Ja, es ist unmöglich, Staub wegzublasen, ohne dass jemand zu husten anfängt. In Folge dessen verkrampft das Team um Trainer Bernd Häcker. Man verliert den Faden gewissermaßen, wirkt plötzlich verunsichert in allen Mannschaftsteilen und geht mit diesem Ergebnis auch in die Pause. Nach dem Seitenwechsel findet einer aber wieder ganz schnell hinein in das Feuerwerk der Eitelkeiten. Danni Gäng, nämlich, der den Ball aus der Luft annimmt, ihn locker von der Brust abtropfen lässt auf seinen linkes Knie, um ihn dann Volley Vollspann aus 25 m in den Winkel zu versenken. Marke "Tor des Monats", das schaffen auch viele in der Bundesliga nicht. 2 : 3 (47.) Gäng ist es denn auch, der nach dem zwischenzeitlichen 2 : 4 durch Tek (50.) die Ecke schlägt. Passgenau auf Schrenk, der seinen Schädel nur noch hinhalten muss, um das 2 : 5 (58.) wuchtig zu erzielen. Das 2 : 6 durch Eisentraut zählt nicht. Obwohl der Beinschuss von Schrenk eigentlich schon gepasst hätte, aber naja, da muss man seinen Latschen halt mal zurückhalten. Abseits, meint der Schiri. Kunstfehler, meint der Könner. Wobei der Schiri richtiger liegt! Dafür kann Eisentraut dann mit einer Einzelaktion das wirkliche 2 : 6 (63.) erzielen. Der Spieler des Spiels Gäng geht mit Applause vom Platz. Für ihn kommt Biljeskovic.  Das 2 : 7 (65.) erzielt Yurük nach einer dreier Kombi. Sichtlich genervte Hillalsporer haben keine Zuordnung mehr und lassen sich in der Folgezeit von den eingewechselten Youngsters Biljeskovic, Albrecht und Mavinga und den euphorisierten erfahrenen TV 89 Spielern schwindelig spielen. Es sieht jetzt wie im Training aus. Biljeskovic nimmt Maß aus 24 m 2 : 8 (72.). Mavinga kann das Leder nach Vorlage von Albrecht im gegnerischen Kasten unterbringen. 2 : 9 (75.) Schrenk trifft zum  2 : 10 (78.). Den Endstand von 2 : 11 stellt abschließend der fleißige Kuzu her, der heute wieder wie ein Wirbelsturm, nicht nur Staub aufblies, sondern Taten folgen ließ. Schreib alle Unbill in den Staub, alle Wohltaten in den Marmor, heißt das weltmännisch. Trikots abstauben und Bröckele nachlegen, heißt das auf schwäbisch.

Der TV89 I spielte mit: Berrer, Scharpfenecker , Hofmann, Köhler, Bardaro, D. Gäng (Biljeskovic), Yürük (Albrecht), Schrenk, Tek, Kuzu, Eisentraut (Mavinga)