VFL Stuttgart - TV 89 Zuffenhausen 2 : 4 (1 : 0 ) – Nach der Pause die Offenbarung. Niels Wietzers Cometenausgleichstreffer, Jakobs Elfer sitzt im Nachschuss, Tobi Cullison trifft doppelt, darunter ein Traumtor


„Das Einzige, was sich nicht geändert hat, ist die Temperatur - es ist kälter geworden.”(Gerhard Delling)

Im Hinterhof der MB Arena, vormals Neckarstadion, ehemals auch u.a. Adolf Hitler Kampfbahn: 29 ° C. – Sonne. Frühling, Hitze, Schweiß, Blood and Tears. Wer hier und jetzt Fußball spielt, muss ein Bekloppter sein. Eigentlich sollte es nicht nur wegen Kälte, sondern auch wegen Hitze Spielverlegungen geben. Keiner denkt an die Gesundheit der Zuschauer, die qualvoll warmes Hefe oder lauwarmes Wasser in sich hineinschütten müssen, um die nächsten fünf andalusischen Minuten einigermaßen überleben zu können. Nebenan ist Kirmes oder Frühlingsfest, wo in verqualmten Zelten schweißtreibende Lederhosen und Dirndl aus allen Ritzen schwitzen. Wo es wieder eine tolle Fahrt gibt und Lebkuchenherzen »Auf ewig dein Schnucki« baumeln. Schmeiß Hirn ra, Herr, aber bitte gekühltes!
 
Die Hausherren spielen auf Konter und das von Anfang an, weil unser TV89 zwar spielbestimmend ist, aber großzügig mit seinen Fehlpässen im vordersten Drittel. Auch wenn unsere Jungs mehr Druck auf das Spiel ausüben, so weigern sie sich, einen Abschluss herbeizuführen, legen sie quer und verqueren sich verkehrt. Wen wundert´s, dass nach zwanzig Minuten ein Konter und ein Schuss aus dem Halbfeld sich über unseren Torhüter Patrick Löchner ins Netze zum 1 : 0 (20.) senkt. Torwartspezialist Roland M. erklärt allen, die es nicht hören wollen, was einen göttlichen, fehlerlosen Torhüter auszeichnet. Kurze Zeit später ist bereits für Dennis Klose Schluss, der mit einem Ziehen in der Wade nicht nützlich weiterspielen kann. Jakob kommt für ihn und kann aber in der Folgezeit nicht verhindern, dass die lethargische, abschlussverweigernde und den Gegner zum Konter einladende Spielweise ausgeschaltet wird. So kann man von Glück sagen, dass die zwei Lattentreffer der Gastgeber und eine frei vor dem Torhüter ungenutzte Chance das Ergebnis nicht schon auf 4:0 bis zur Halbzeit hochschrauben. Tatsächlich dauert es bis kurz vor dem Halbzeitpfiff, bis Jakob den ersten Schuss seines Teams auf das Tor des VFL abfeuern kann. Bevor der TV89 noch vor der Pause den Ausgleich schaffen könnte, steht plötzlich bei eigenem verheißungsvollem Angriff ein kleiner Knirps auf dem Kunstfeld. Der Schiedsrichter, dem man eine insgesamt gute Leistung bescheinigen kann, muss unseren Angriff abpfeifen und nach dem Schiedsrichterball verpufft unsere kurze Sturm und Drangzeit.

In der Halbzeit orakelt Sven Peuckert, dass wir das Spiel mit zwei Toren Unterschied gewinnen werden

Ja, was gla2018 04 22 VfL Stuttgart 02ubst du? Das ist ein tiefer Griff in die Trainer Trick Kiste und dazu brauchst du auch ein halbes Jahrhundert Erfahrung. Mindestens. Per aspera ad astra. Da muss man ein Spiel lesen können. Da lässt man sich nicht von einem kleinen Jungen mit seinem Aufsichtspflicht verletzenden, 2018 04 22 VfL Stuttgart 01gesetzlichen Vormund beirren. Das ist der Stoff aus dem die Träume sind. Klar, wir haben hinten wieder den bärenstarken und ach so vermissten Patrick Lechner, aber wir hatten auch Zank und Zeter zwischen Patrick Löchner und »Funkstille« Tobi Cullison, die es sich nicht nehmen ließen, sich in aller Öffentlichkeit in der ersten Hälfte und noch in der Pause anzumotzen. Zurück auf Anfang zum Seminar, »Wie verhalte ich mich positiv motivierend und kameradschaftlich im Team.« Alle Beide! Nun kommt der ebenfalls so agile Jakob Albrecht ins Spiel, der ja bekannt ist für seine Balleroberungen und sein Spiel in die Spitze. Von einem seiner gewonnenen Zweikämpfe profitiert Niels Wietzer, der ja eh schon ein bisschen auf Wolke Sieben schwebt und den Pass mit einem Schuss aus zweiter Reihe in den Winkel zum so immens wichtigen Ausgleich 1 : 1 (48.) kurz nach der Pause kometenhaft abschließt. Nach einem provozierendem Ball wegschießen muss der gelb vorbelastete Jankovic mit Gelb-Rot das Spiel verlassen. Nicht wegen Frust, sondern wegen Dummheit. Wir wollen 2018 04 22 VfL Stuttgart 03gar nicht in Überzahl spielen. Zwei Minuten später wird Yannik im Strafraum gefoult. Den fälligen Elfmeter verschießt an diesem Sonntag Jakob. Aber Gott sei Dank sitzt sein Nachschuss und es steht 1 : 2 (59.) Auch wenn sich Kai heute nicht selbst in die Torjägerliste eintragen kann, so bleibt er doch wertvoll als Assist Aufleger par excellence. Er geht über rechts mit Ball und Tempo und hat das Auge und das Füßchen für den freien Mann. Tobi ist beim 1 : 3 (64.) der Nutznießer, aber im Endeffekt natürlich das ganze Team! In der ersten Viertelstunde hatte man das Gefühl, als seien bereits 30 Minuten gespielt. Und durch die fehlende Wasserpause verstärkte sich dieser Eindruck gar. Wie heißt Messi eigentlich mit Nachnamen? Gerade als die Kameraleute alle ihre Objektive eingefahren hatten, wühlte sich Tobi auf der linken Seite bis kurz vor der Torauslinie durch. Seine missglückte Flanke avancierte aber erstaunlicherweise zum Traumtor, Marke »Tor des Monats«, denn es fand noch auf wundersame Weise den Weg in die Maschen des unglücklichen Keepers der Gastgeber zum 1 : 4 (66.) Die letzten dreißig Minuten ziehen sich qualvoll wie ein verdurstender Kriecher in der Wüste. Das Einzige, was sich nicht geändert hat, ist die Unsicherheit in unserem Team. Es ist glücklicher geworden. Man witzelt schon, dass man auf gar keinen Fall, mit noch einem weiteren Spieler mehr, in Überzahl kicken will. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das Remis gegen Ermis, die Niederlage gegen Feuerbach. Prompt fällt das 2 : 4 (84.) Und anschließend bekommen wir sogar noch einen Elfmeter gegen uns. Da hört man das Zähneklappern von Christian Bauer wie das Klappern der Klapperschlang, die man würgen muss, bis ihre Klapper schlapper klan2018 04 22 VfL Stuttgart 05g. Patrick Löchner erlöst uns und erwürgt und tötet den halbhoch geschossenen Elfer. Trainer Sven Peuckert hat´s ja gewusst. Nicht dass man nicht über Berge stolpert, sondern über Steine, sondern das mit dem Sieg und den zwei Toren Unterschied. Ein Pfiff, drei Punkte im Sack. Das Spiel ist aus. Schiedsrichter Kevin Wolfs Pfeife klingt wie ein kochender Kessel, Caramba.

Der TV 89 spielte mit: Löchner – Lechner, Scharpfenecker (Benzer), Hartmann – Häringer, M. Albrecht, Braun, Klose (J. Albrecht), Cullison – Prechter (Rau), Wietzer (Bast)

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