TV89 Zuffenhausen – TSV Weilimdorf 2 : 1 (1 : 1) – In einer kampfbetonten Partie können die routinierten Gäste ihr Chancenplus nicht nutzen. Am Ende haben die jungen, wilden Schlotwiesenjungs die Nase vorn

Ich fliege irgendwo in den Süden - vielleicht nach Kanada oder so.(Mehmet Scholl)

Zuffenhausen, Schlotwiese 16° C. Graue Wolken hängen schwer und bedrohlich, die Sonne ist jetzt woanders. Dennoch fröhliche Gesichter allerorten, wenn es nicht gerad ein Weilimdorfer ist. Im Hintergrund Queens „We are the champions“, dabei war es nur ein Meisterschaftsspiel, aber vom Feeling her, ein tolles Gefühl – unsere Jungs wollen ein Foto. War es heute historisch oder nur deshalb so bedeutsam, weil, wegen der Trainer. Der Eine, Marco Scheel, bis vor kurzem noch bei uns und dann zur scheinbar qualitativ besseren Elf abgewandert. Der Andere, Sven Peukert, war beim TSV und ist nun sicherlich froh, dass dieses Kapitel abgeschlossen ist. Der Grund: Hier kann er in Ruhe arbeiten und nicht die Spieler oder der Teammanager bestimmen, wie was läuft. Ob es nun eine besondere Genugtuung ist oder nicht. Die Derbies gegen Weilimdorf waren in den letzten Jahren immer etwas Besonderes. Ob nun wegen unsportlichen Aktivitäten einzelner Spieler oder wegen derer begrenzter Ausdrucksweise. Anstand geht anders und Shaking - Hands oder wie das auf Englisch heißt, gehört dazu! Aber klar, das tat weh. Womöglich ging es den Weilimdorfern nur um die Höhe des Sieges und jetzt eine weitere Niederlage gegen uns. Doch von Vorn:

Die Anfangsphase gehört ganz klar den Gästen, wie man so schön sagt, wie wenn man von einem todsicheren Aktienpaket spricht, das einem gehört. Dabei erspielen sie sich auch bereits die eine oder andere Chance. Ein Freistoß aus 18 m knallt an unseren Posten. Den hat Ange ausgeguckt. Bei der nächsten Aktion wird Ange im Fünfmeterraum gefoult und vom am Boden liegenden Spieler an der anschließenden Torschussaktion behindert. Der Schiedsrichter gibt diesen Treffer zu Unrecht 0 : 1 (6.) Das sieht bitter für uns aus. Eine hohe Niederlage scheint sich anzubahnen. Aber nicht so denkt die Mannschaft. Eine tolle Moral und ein gutes Dagegenhalten nach einer Viertelstunde sorgen für eine gewisse Ausgeglichenheit und als der Ausgleich fällt, sieht man den TV fortan auf Augenhöhe. Kennt ihr Moubaroukou Yakoubou? Dieser Hüne behauptet einen Ball und ist nur schwer von der Kugel zu trennen. Als er im gegnerischen Strafraum eine Torschusschance bekommt, dribbelt er erst einmal, anstatt zu schießen, dribbelt ein zweites Mal und auch noch ein drittes Mal, bevor er das Leder endlich im Tor zum Ausgleich versenkt 1 : 1 (26.) Ein Foto hier sei seine Belohnung. Bis zum Seitenwechsel bleibt es spannend, aber hüben wie drüben sind die Torschüsse selten und wenn dann zu ungenau oder Torwart Angelos Grantsanlis vereitelt. Ange ist heute einfach gut und verdient sich das Prädikat „Besonders wichtiger Spieler“. Die Defensive um Kapitän Moritz Albrecht lässt aber auch nicht viel zu. Brav arbeiten Leo, Chris und Hero, im Mittelfeld halten Diar, Basel vorzüglich dagegen, Maris gut und Flo in der ersten Hälfte stark. Auch hier ist es Diar, der besonders auffällig agiert. Er läuft nicht nur Yavuz Tepegöz den Rang ab, nein, nach und nach ist er nur noch mit Foul zu stoppen und viele der gegnerischen gelben Karten gehen auf sein Konto.

Nach dem Kabinengang sind es wieder zuerst die Gäste, die auf die Tube drücken, aber ihre Angriffsaktionen verlaufen im Sande und es sind die vielen Nicklichkeiten, die zunehmen. Yavuz hätte nach seiner gelben Karte, schon drei weitere verdient gehabt. Ob Ball wegschlagen, den Gegner umholzen oder Zweikämpfe an der harten Grenze der Legalität. Doch der Schiedsrichter Ricardo Kosche aus Schwäbisch Hall ist mit der Partie überfordert. Ständig diese Schiri Rufe, Spieler, die sich auf dem Boden wälzen, Zuschauer und Ersatzspieler, die gelbe oder rote Karten sehen wollen und dann auch noch die Ein- und Auswechslungen, ne, was zu viel ist, ist zu viel.
Und dann gibt es im Fußball manchmal auch aus der Laune des Spieles heraus so etwas wie Gerechtigkeit. Fünf Minuten vor Schluss läuft Thorben alleine auf das gegnerische Tor. Sein Schlenzer geht leider vorbei. Die Weilimdorfer sind plötzlich hinten offen, scheinen mit dem Unentschieden nicht zufrieden. Also gut, denkt sich der Spieler des Spiels Diar Shammak. Als er auf den gegnerischen Kasten zu sprintet, sieht er, dass Torwart Burak Demirel ein bissle zu weit vorne steht und hebt das Leder aus dem Lauf und aus 25 m so, dass es sich in den linken Winkel unhaltbar rein versenkt. Marke Traumtor, würde ich mal sagen. 2 : 1 (89.) Die Entscheidung. So und jetzt, wer hätte es gedacht? Shelburne in Neuschottland, Kanada liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza in Südfrankreich.

Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – Fejzulahi (Lechner), Eisen,  Ebinger, Albrecht  – Hofmann, Shammak, Ekrama (Annunziata) Prieditis– Nallinger (Dunder), Yacoubou, (Lindenmeier) [Hornstein]

Bilder zum Spiel: