TV89 Zuffenhausen – Spvgg Möhringen 3 : 3 – Der TV89 erspielt sich Chancen für zwei Spiele, ohne ein Tor zu erzielen, macht in der Defensive Fehler für mehrere Spiele, die der Gegner nutzt und holt mit starker Moral einen Drei-Tore - Rückstand auf.

Sie sind die zweitbeste Mannschaft der Welt, und es gibt kein größeres Lob als das. (Kevin Keegan)

7° C. Tristes Novemberwetter, Vassilis mobiles Grillensemble und kühles, gutes Bier. Es ist nicht kalt für den, der sich warm angezogen hat. Wir spielen auf dem Hartplatz der Schlotwiesen - Bezirkssportanlage. Warum auch nicht? Generationen von heroischen Fußballern haben das Kicken auf der Straße gelernt, haben sich auf Hartplätzen als härter erwiesen und sind heute im Madame Tussauds´ Wachsfigurenkabinett!

Spielbeginn. Schnell bekommt der Berichteschreiber noch einen Zettel mit der Aufstellung der zweiten Mannschaft zugeschoben. Durchschnittsalter der Startaufstellung 21,6 Jahre. Hätte Tim Antic nicht begonnen, der im Dezember seinen Dreißigsten feiert, so wäre das Durchschnittsalter sogar 20,3 Jahre alt gewesen. Das nenne ich mal eine U – 23. Bravo! Und Bravo auch das Ergebnis. Mit 7 : 2 wird der SV Özvatan Stuttgart im „Vorspiel“ weggefegt. Und dieses Ergebnis ist nach dem Verlauf der zweiten Halbzeit zu urteilen noch schmeichelhaft für die Gäste. Vier Punkte Rückstand sind es auf den zur Relegation berechtigten zweiten Platz in der Tabelle. Klasse. Jungs, weiter so!

Spielbeginn, (Jetzt wirklich.) Wir befinden uns bereits in der siebten Minute, als Berndt Schneider die erste Großchance auf dem Fuß hat und nicht nutzt. Das gebetsmühlenartige Aufzählen von Chancen und Minuten war bis dato noch nie eine der Stärken des Essay - Schreibers des TV89, damit fängt er jetzt auch nicht an. Das wäre so, wie wenn ein Kontrolleur eines Containerschiffes auf dem Steg stünde und alle Kisten der Träger, die rauf oder runter getragen würden in ihrer Form und Eigenart samt Träger als lebhaftes Bild vor dem geistigen Auge des geschätzten Lesers zeichnen, ja gar mit Ölfarbe und Pinsel malen würde. Aber so viel sei gestattet ins Feld gebracht zu werden. Es gibt Großchancen noch und nöcher und wer dann auf wen und warum ist Berndt Schneider oder Enes Korkmaz…- wenn ihr versteht, was ich meine. Oder meinetwegen auch Sergio Mavinga. Apropos Sergio Mavinga, der beißt heute, höre ich einen Trainer sagen. So gefällt er! Aber was macht Kapitän Marco Bardaro? Mit einem unnötigen Mut zum Risiko versucht er einen gegnerischen Stürmer ein paar Meter vor dem eigenen Tor auszuspielen, anstatt den Ball zu schlagen. Der Versuch misslingt und der Gegner bedankt sich artig mit dem 0 : 1.

In der Offensive erspielt sich der TV wieder ein paar „Glasklare“, wie man so schön sagt, wie wenn man meint, dass man nur die Hand aufhalten muss und einer legt einem schon ein paar Stutz hinein. Aber grau und kalt wird die Welt und das, was früher ein Akt der Selbstverständlichkeit war, ist es heute mitnichten. Wem soll man noch spenden? Überall ist große Not! Aber ein Stürmerproblem hat der TV89 nicht. Er hat vielleicht das Problem, die Formkrise der Stürmer zu erkennen, da diese so wechselhaft ist wie die Biorhythmuskurve eines Schellfisches, die man ja bekanntermaßen auch schlecht vorher vorhersagen kann. Kai trifft wieder. Maxi auch. Klar, manchmal treffen sie auch nicht. Aber das ist wie mit der Nase des Trainerteams, manchmal stellt sie richtig auf, manchmal nicht. Oder wie mit Torwart Ange. Manchmal patzt er, manchmal patzt er nicht. Alles Menschen. Bei seiner zu kurz geratenen Faustabwehr nach einer eher harmloser Flanke des Gegners aus Möhringen, spricht man wohl eher von einem Fehler. Die Gäste nehmen brav unsere Geschenke an. Das 0 : 2 fällt kurz vor dem Pausenpfiff. Manchmal ist der Bericht doof, manchmal nicht.

Der Schiedsrichter weckt Wut und Leidenschaft

Zehn Minuten Rast und Ruh reichen allen Recken. So kann um 15.32 Uhr die zweite Hälfte beginnen. Mit offenem Visier wagen sich die Schotwiesenjungs auf den harten Platz. Zu offen hinten, zu wenig kompakt. Die Gäste bedanken sich mit einem sauberen Konter zum   0 : 3. Verrückte Welt, aber klar. Der Bessere liegt hinten. Im Stadion würden sich jetzt bereits die Tribünen leeren, hier maulen Mauler. Ein paar gelbe Karten hätte es schon geben können, meinen ein paar. Der Schiedsrichter hat selber Schuld, wenn die Gangart härter und härter wird. Als es dann aus der Sicht der TV89 Gemeinde für eine Tätlichkeit nur „Gelb“ gibt, wird der Zorn der Zuschauer und Spieler heraufbeschworen und metamorphosiert zu Leidenschaft, Kampf und Rausch. Mit einer spannenden Aufholjagd entschädigen die Spieler alle Fans und den King mit der Mütze. Berndt Schneider trifft und nutzt seine vierte Chance. Das ist der Anschlusstreffer zum 1 : 3. Kurze Zeit später werden er und Nikolaos Baltsios ausgewechselt. Die neuen Kräfte sollen mobilisieren. Sie mobilisieren auch.

Zuerst eine lustige Ballstafette. Enes Korkmaz flankt mit Ballgeschwindigkeit 120 km/h auf den Fuß von Sergio Mavinga, der sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen kann. Das Billardtor findet seine Akzeptanz beim obersten Schiedsgericht. Plötzlich steht es nur noch 2 : 3. Fünf Minuten vor Abpfiff legt sich Maximilian Eisentraut den Ball zurecht. Entfernung zum Tor, 25 m. Ein harmloser Anlauf und dann fast aus dem Stand zirkelt er das Leder an der Mauer vorbei genau neben den linken Pfosten. So, Trainer! Kunstschuss! - Kannst du nicht trainieren. Hat mit Können zu tun. Kurz vor Schluss noch ein Freistoß von halbrechts. Sergio knallt das Ding aus 18 m an die Querlatte. Dennoch das 3 : 3 betrachten wir als Punktgewinn. Man hat schon sicherere Kartenhäuser einstürzen sehen.

Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – Bardaro, Scharpfenecker, Schmidt (Biljeskovic), Weimer – Baltsios (Barakat), Shammak, Korkmaz, Mavinga, Braun – Schneider (Eisentraut)